Die fünf geistigen Fähigkeiten eines Menschen - BALA


Dieser Terminus "bala" hat in der sakralen Pâli-Sprache eine wichtige Bedeutung. In der Etymologie des Begriffs "bala'" wird es in der toten Pâli-Sprache gefunden, die vor über 2500 Jahren die frühbuddhistischen Lehre in den drei Körben (ti-pitaka) auf Palmenblättern eingeritzt wurde.

Die Kraft "bala" findet man in der Pâli-Sprache in verschiedener Anwendung, wie die zehn Kräfte des Buddha (Buddhabala), oder die Kraft des Hellblicks (Vipassanâbala). In diesem Beitrag beschreibe, konzentriere ich mich jetzt auf die fünf geistigen Fähigkeiten eines Menschen.

Unwissend werden wir geboren und unwissend leben wir. Erst der ehrenwerte Buddha wies uns darauf hin, dass wir auch wissend leben können. Was ist diese Unwissenheit? Wir wissen nicht, dass wir auch positive Kräfte in uns haben und nicht nur negative Kräfte. Der Mensche hat nicht nur die drei unheilsamen Wurzeln von Gier, Hass und Unwissenheit in sich, sondern auch die drei heilsamen Wurzeln, von Freigiebigkeit, Güte und Wissen trägt er in sich. Genauso haben wir diese fünf geistigen Fahigkeiten in uns, diese pañcabala, die uns die Kraft geben, an uns zu arbeiten, und solange bis man diese Erlösung von allen Leiden, Schmerzen, Frustrationen etc. erarbeitet hat. Mit dieser großen Hilfe, der 5 inneren geistigen Kräfte, kommen wir sogar bis zum Ziel: ein vollkommener Mensch zu werden.

Diese fünf geistigen Kräfte pañcabala, zählen auch zu den 37 zur Erleuchtung gehörenden Dingen, Bodhipakkhiya-dhamma (1), wo sie also einen wichtigen Teil beitragen, um diese geistige Mutation eines Menschen zu bewerkstelligen. Von Kraft spricht man auch, die so stark und unerschütterlich ist wie ein Felsen gegen die Brandung. Genauso wie Vertrauenslosigkeit, Trägheit, Unachtsamkeit, Zerstreutheit und Verblendung auch sein kann. Also nicht umzuwerfen, nicht mitzureißen, so stabil ist sein Wille geworden, und lässt sich nicht mehr von diesen negativen, destruktiven, unwissenden Eigenschaften mehr mitreißen.

Diese fünf positiven Eigenschaften werden dann auch in den 37 Erleuchtungsgliedern, den Bodhipakkhiya-dhamma, zu fünf Fähigkeiten gewandelt (indriya), die zu einer großen Macht in einem etabliert worden sind, die dann diese fünf negativen Eigenschaften von Vertrauenslosigkeit, Trägheit, Unachtsamkeit, Zerstreutheit und Verblendung schon überwältigt haben.(2)

In der angereihten Sammlung von Lehrreden (AN V,14) wird Vertrauen als unerschütterliches Vertrauen zum Vollendeten erklärt, die Willenskraft als das unerschütterlich Streben, das Unheilsame zu überwinden und das Heilsame zu erwecken, die unerschütterliche Achtsamkeit und Gedächtniskraft, die Sammlung als die durch die Vertiefungen gewonne Sammlung und das Wissen als durchdringende Einsicht in das Entstehen und Hinschwinden aller Daseinserscheinungen.

Wie wir gesehen haben, behalten dies fünf Kräfte (bala), schon die gesamte buddhistische Geistesschulung in sich. Das Vertrauen ist die Basis, um überhaupt anzufangen an sich zu arbeiten. Man hat Vertrauen in die hohen geistigen Werte des Erwachten und um diese auch selber zu erarbeiten. Weiter setzt man das Vertrauen in die Lehre des Erwachten. Denn dadurch kommt man sicher zu seiner eigenen Geisteskultivierung. Zuletzt setzen wir unser Vertrauen (saddha) in diese Menschen, die schon durch diese Lehre diese Erleuchtung erarbeitet haben.

Diese drei Arten des Vertrauens stärkt sicherlich das eigene Selbstvertrauen, um damit den Willen stark zu halten und mit Eifer an sich weiter zu arbeiten. Dieser Eifer stärkt wieder die vollkommene Achtsamkeit in allen vier Körperhaltungen im täglichen Leben, und diese wieder konditioniert die Beruhigung der Gedankenflüsse. Das bewirkt weiter eine klare Einsicht in die eigene Natur, wie sie wirklich abläuft, und zwar dass alles in totaler Veränderung anzutreffen ist.

Als Buddha einmal gefragt wurde, woran man diese fünf geistigen Kräfte erkennen kann, gab er dann die Antwort in einer höheren Betrachtungsebene der Geisteskultivierung und der Geistesläuterung wieder:

Woran aber, ihr Mönche, kann man die Kraft des Vertrauens erkennen? An den vier Gliedern des Stromeintritts. (...)
Woran, ihr Mönche, kann man die Kraft des Willens erkennen? An den vier rechten Kämpfen. (...)
Woran, ihr Mönche, kann man die Kraft der Achtsamkeit erkennen? An den vier Grundlagen der Achtsamkeit. (...)
Woran, ihr Mönche, kann man die Kraft der Sammlung erkennen? An den vier Vertiefungen. (...)
Woran, ihr Mönche, kann man die Kraft der Weisheit erkennen? An den vier edlen Wahrheiten. Daran kann man die Kraft der Weisheit erkennen. (2)

(1) Nyanatiloka, Buddhistisches Wörterbuch, Christiani: Konstanz 1998:50

(2) Anguttara Nikâya Bd. TH. 5-6, S.14, Aurum 1984




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