Ti-sarana - die dreifache Zuflucht im Buddhismus


Die dreifache Zuflucht ist ein wesentlicher Bestandteil im Buddhismus. Sie ist aber kein Glaubensbekenntnis, da es dieses im Buddhismus nicht gibt und niemals geben wird. Was ist sie dann? Sie ist ein sichtbarer Ausdruck der Achtung, des Respekts und des Vertrauens (saddha) in die drei Edelsteine (ti-ratana), zu denen der Buddhist seine Zuflucht nimmt.

Was heißt in diesem Falle Zuflucht? Wir nehmen Zuflucht zum Buddha, dem Erwachten; wir nehmen Zuflucht zur Erleuchtung, um sie zu erarbeiten und zu verwirklichen. Nehmen wir Zuflucht zum Dhamma, zur Lehre des Buddha, so handelt es sich um die systematische Methode der Geistesläuterung, mit deren Hilfe wir uns die Erleuchtung erarbeiten können. Letztendlich nehmen wir Zuflucht zum Sangha, d.h. wir nehmen Zuflucht zu den "edlen" Menschen (ariya-puggala), die mit Hilfe der Lehre - des Dhamma - die Erleuchtung erlangt haben. Alle Menschen - Frauen und Männer aus niederen oder hohen Kasten aus allen Kontinenten - können Ariya-puggala werden.

Außerdem nehmen wir Zuflucht zu den Qualitäten, die im Buddha, Dhamma und Sangha enthalten sind. Es sind insgesamt 24, die in diesen drei Edelsteinen anzutreffen sind.

Neun Qualitäten finden wir beim Buddha. Wir nehmen zu ihnen Zuflucht, um sie uns selbst zu erarbeiten. Er ist ein Erhabener, ein Heiliger, ein vollkommen Erwachter. Er ist ein im Wissen und Wandel bewährter und ein Wegbereiter der Suchenden und unwissenden Menschen, ein Kenner der Welt. Bei dem Begriff "Welt" handelt es sich um den Menschen als Mikrokosmos, den er analysiert hat. Der Buddha ist ein unübertroffener Lenker der Menschen und Götter. Nur unter seiner Anweisung konnten die Götter zur Erleuchtung gelangen.

Sechs spezifische Merkmale sind im Dhamma enthalten. Wohlverkündet wurde die Lehre in der damaligen Sprache Magadhi, so dass alle Menschen sie begreifen konnten. Die Lehre ist zeitlos und lädt die Menschen ein, sie selbst auszuprobieren. Sie führt zur Erlösung vom Leiden (nibbana). Wird die Lehre (dhamma) praktiziert, so kann sich Weisheit entfalten und die Realität (dhamma) der Wirklichkeit gemäß erkannt werden.

Schließlich bleiben noch die neun großen geistigen Qualitäten des edlen Sangha - ariya-sangha -, deren Mitglieder zumindest die erste Stufe der Erleuchtung erreicht haben. Wir nehmen zu ihnen Zuflucht und lassen uns von ihnen inspirieren, um ebenfalls so weit zu gelangen. Da diese edle Gemeinschaft auf guten, geraden, tadelsfreien, rechten Wegen geht, handelt es sich um die Jüngerschaft des Erhabenen. Diese Menschen verdienen Opfer, Gastfreundschaft, Ehrerbietung und andere Gaben, denn sie sind wertvolle Vorbilder in dieser Welt.

Die drei Edelsteine (ratana) sind also die drei Pfeiler, mit deren Hilfe wir Weisheit erlangen können. Sie sollen uns anspornen und inspirieren, uns diese hohen geistigen Qualitäten der ewigen Glückseligkeit selbst zu erarbeiten. Kurz bevor der Buddha diese Welt für immer verließ, wurde er von Ananda gefragt, wer denn nun ihr Meister wäre, zu wem sie Zuflucht nehmen sollten. Der Buddha erwiderte: "Niemand anderer ist deine Zuflucht als du selbst, niemand anderer ist deine Zuflucht als der Dhamma."


In diesen Worten kommt das antiautoritäre Ideal und die Selbstverantwortung jedes einzelnen Menschen zum Ausdruck. Jeder Einzelne muss den buddhistischen Weg selbst beschreiten, seine eigenen Erfahrungen machen und an sich arbeiten, um leidfrei zu leben und zur Erleuchtung zu gelangen. Der Buddha kann ihm lediglich den Weg dazu zeigen. Mögen viele Menschen ihn beschreiten, um schon in diesem Leben glücklich zu sein!


Bhikkhu Paññâsara



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