Über das Sterben, den Tod und das Danach
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Die Geschichte über das Sterben, den Tod und das Danach, wie es sich im Buddhismus darstellt, ist noch immer das Unbekannte in unserer Kultur. Da ich als buddhistischer Mönch (Bhikkhu) unter dem Namen Paññâsâra einige Jahre in Sri Lanka lebte, kann ich einiges von diesem lebendigen Buddhismus - spezifisch über den Tod erzählen. Wenn wer gestorben ist, ob Mann oder Frau, in seinem Rause, dann ist dieses ein Todeshaus, das mit einigen Tabus ausgestattet ist, wie z.B. nichts kochen zu dürfen. Es ist ein Besuchshaus, in dem Ehrerbietung gegenüber dem Verstorbenen und der Familie gezeigt wird, und dies zieht sich über drei Tage hinweg. Der/die Verstorbene liegt offen einbalsamiert im Haus und die Massen kommen zur Besichtigung, um auch das Vergängliche mitzuerleben, das unvollkommene Dasein des Menschen. Am dritten Tag werden einige Bhikkhus (Mönche) eingeladen und sie führen das erste so wichtige Sterberitual (pamsukûla) durch. Trauer und Schmerz sind natürlich wie überall auf dieser Welt auch in dieser Familie anzutreffen. Die Mönche halten Vorträge über das Gesetz des Wandels, des Entstehens und des Verfalls aller Dinge. Als "letzte" gute Tat des Verstorbenen wird den Mönchen das Totentuch - pamsukûla - übergeben. Damit ist der Schmerz besänftigt, der Segen dem Verstorbenen gegeben und dann erst kann der Leichnam begraben werden. Eine Woche danach muss für den Verstorbenen ein großes Opfer - sanghika - an die Bhikkhus im nahen Kloster dargebracht werden. Nur in diesem Ritual werden alle Erleuchteten (arahats) der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft angesprochen und beschenkt. Drei Monate danach und zu jedem Jahrestag des Verstorbenen, kann das Ritual stattfinden. Zu diesen Anlässen des sanghika ist der Andrang in den Klöstern sehr groß - von den Großfamilien angefangen bis hin zu halben Dörfern. Die Opferung an die Mönche ist dementsprechend sehr umfangreich. Bei diesen Ritualen hat der Bhikkhu eine wichtige Funktion auszuführen. Denn durch ihn kann man erst diese großen Verdienste erlangen und kommt damit in "Verbindung" mit allen Erleuchteten. Für mich waren es imposante Erlebnisse, welche die dynamische, lebendige buddhistische Kultur aufzuwarten hat und die bis heute noch in Sri Lanka anzutreffen ist. Daraus kann man ersehen, wie wichtig es ist, der Verstorbenen zu gedenken. Kopieren kann und soll man dieses Ritual in der christlichen Kultur nicht. Denn Mönche sind in Deutschland und in Europa noch sehr rar. Sollte doch einer anzutreffen sein, dann kann man auf jedem Fall eine Speiseopferung im Namen des Verstorbenen vornehmen. Andernfalls könnte man bedürftige Menschen zu einer Mahlzeit einladen. Die Freude beiderseits wird groß sein. Wenn man ein Anhänger des DHAMMA ist, sollte es im Geiste verankert sein, dass das Geben mehr Glück erbringt als das Anhäufen von Reichtümern. Denn im Wissen des DHAMMA können wir erkennen, wie vorteilhaft diese Ansammlung von guten Taten ist und wie die Wirkungen in diesem Leben bzw. danach oder viel später zu erfahren sind. Besonders die Furcht vor dem Tod, dem Unwissen danach, wird um vieles vermindert. Wie Buddha sagte: "Fürchte dich nicht, Mahânâma, fürchte dich nicht Mahânâma! Dein Tod wird untadelig sein, du wirst ein untadeliges Ende haben. Wenn das Herz, Mahânâma, lange Zeit hindurch in Vertrauen geübt ist, in Tugend, in Kenntnis, in Verzicht und in Weisheit, dann mag dieser irdische Leib, der Vergänglichkeit unterworfen, zerfallen, das Herz aber, lange geübt in Vertrauen, in Tugend, in Kenntnis, in Verzicht und in Weisheit, das strebt empor, gewinnt Höheres." Mögen alle Wesen wirklich glücklich in diesem Leben sein und die vollkommene Erleuchtung erlangen.
sâdhu sâdhu sâdhu
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